Der Tag danach – und was ist eigentlich mit den angekündigten Hilfen?
Heute ist der Tag nach dem 3. November. Genau!
Der Tag nach der Wahl in Amerika. Es sieht nicht gut aus für die demokratische Welt. Trump erklärt sich zum vorzeitigen Sieger, obwohl es noch bis zu 2 Tagen dauern kann, ehe alle Briefwahlstimmen in den einzelnen Bundesstaaten ausgezählt sind. Damit lügt er bewusst und schamlos. Was viele befürchtet haben, ist eingetreten.
Ein Präsident, der lügt und betrügt und nicht im Geringsten daran denkt, den Platz zu räumen. Damit beschädigt er unwiderruflich die amerikanische Demokratie. Aber wundert uns das wirklich? Nein – denn dieses Szenario wurde bereits vor Wochen, als eines der möglichen besprochen. Nur: niemand hat wirklich damit gerechnet, dass diese Unfassbarkeit tatsächlich real eintreten könnte; dass Trump diese Unverfrorenheit besitzt, tatsächlich die Wahl als Betrug darzustellen, Doch das war naiv.
Denn Trump pulverisiert seit 4 Jahren das gesamte amerikanische demokratische System. Warum sollte er jetzt – gerade jetzt – damit aufhören? Perfide geplant und leider auch ausgeführt hat dieser Mensch kurz vor den Wahlen zusätzlich dafür gesorgt, dass der oberste Gerichtshof – der Supreme Court – mit einer weiteren ultrakonservativen Richterin (Amy Coney Barrett) besetzt wird. Trotz heftigstem Widerstand!
Und das Kalkül dahinter?
Um die weitere Auszählung von eben diesem obersten Gerichtshof stoppen zu lassen. Besetzt ist dieses oberste Gericht nämlich jetzt mit 6:3 für die Republikaner. Damit hat Trump faktisch einen Freifahrtschein für seine Betrügereien. Schlimmer jedoch, als all dies (es ist schon schlimm genug…), ist die Aussicht darauf, wie die Anhänger Trumps reagieren werden?
Es gibt genügend rechte Bürgerwehren, die nur darauf warten, loszuziehen und das Land in ein Chaos zu verwandeln. Die restliche Welt kann nur mit ungläubigem Entsetzen diesem Treiben zuschauen. Man reibt sich immer wieder die Augen und vermutet sich in einem schlechten Film. Oder fragt sich regelmäßig, aus welcher Bananenrepublik da eigentlich berichtet wird.
Gerade befinden wir uns wieder einmal am demokratischen Abgrund und müssen zusätzlich mit SARS-Cov 2 und dem erneuten November-Lockdown kämpfen.
Wir – die Solo Selbständigen. Die, denen geholfen werden soll – es aber niemand tut!
Immer noch ist unklar, wie die neuen Hilfen beantragt werden können. Es findet sich hierüber – aktuell – immer noch nichts auf den Seiten der Bundesregierung. Der Monatserste liegt bereits hinter uns, sämtliche Kosten sind bereits angefallen…
NUR – die Einnahmen fehlen! Und die, die helfen sollten – verzetteln sich wieder einmal in Kleinteiligkeiten – und die Existenzängste der zig Hunderttausender Solo Selbständiger nehmen verheerende Züge an.
Wir wissen nicht mehr ein noch aus.
Hier noch einmal ein Vorschlag, denn auch Dr. Daniel Stelter in seinem Podcast als praxisnah vorstellt:
https://think-beyondtheobvious.com/oekonomische-dummheiten-und-illusorische-vorstellungen/
Die Hilfen sollen ohne viel Bürokratie (das ist wortwörtlich zu nehmen!) beantragt und schnell ausgezahlt werden. Im Zuge der Steuererklärung, die nächstes Jahr für 2020 eingereicht wird, kann das Finanzamt ganz leicht die Berechnung zum Vorjahreszeitraum 2019 vornehmen. Jeder der weniger im November 2020 verdient hat im Vergleich zu 2019 (dem Finanzamt liegen ja die Zahlen vor!) behält genau diesen Umsatz-Differenzbetrag. Sollte er aus irgendwelchen Gründen im November 2020 doch mehr verdient haben, als im November 2019 (sehr, sehr unwahrscheinlich) dann fordert das Finanzamt den entsprechenden Betrag einfach zurück. Keine Betrügereien möglich!
Das ist doch eine praktikable und einfache Lösung! Und das Argument des Missbrauchs wäre damit auch endgültig vom Tisch! Denn es gibt keine andere deutsche Behörde, die die finanziellen Verhältnisse eines jeden einzelnen von uns so gut kennt, wie unser Finanzamt.
Ich verstehe also nicht, warum diese Idee nicht von der Regierung aufgegriffen wird?
Diese leistet sich doch einen Tross an Beratern, die Unmengen an Geld kosten. Aber keiner von diesen hochbezahlten Beratern (die übrigens auch von uns finanziert werden!) ist in der Lage, auf diese praktikable Lösung zu kommen? Das kann mir doch keiner weismachen! Aber was bedeutet denn dann der Umkehrschluss? Und jetzt klingt es sicher wie eine Verschwörungstheorie – das ist mir schon bewusst…
Dennoch… für mich lässt diese Vorgehensweise der Regierung nur einen Schluss zu (mit Goodwill auch 2): Die Problematik ist bekannt, es besteht jedoch kein wirkliches Interesse, praxisgerecht zu agieren. Es geht nur um den Schein. Nicht um das Sein; Der Schein der großzügigen Hilfen (was eine Menge Sympathie und Wählerstimmen bringt) und dem Sein – der Realität – die zeigt, dass die Beantragungshürden so hoch sind, dass niemand von denjenigen, die die Hilfe dringend benötigen, darauf zugreifen kann.
Meine Goodwill Variante: Dieser krasse Widerspruch fällt auf, aber niemand ist in der Lage eine praktikable Lösung zu präsentieren. Doch schon beim Schreiben – hinkt diese Erklärung. Denn der Misstand ist ja nicht erst seit gestern bekannt! Und genügend teure Berater sind ja vorhanden!
Man hatte seit dem Frühjahr und den darauffolgenden Monaten doch genügend Erkenntniszeit, um Änderungen in der Antragspraxis vorzunehmen. Hat man auch genutzt: Der Zugang zur Beantragung der Hilfen wurde weiter erschwert; Indem man nämlich jetzt nur noch über einen teuren Steuerberater die Hilfen beantragen kann (und in Vorleistung treten muss – mit vielen Hunderten von Euros, um eben diesen zu bezahlen) Und spätestens hier zeigt sich die verquere Denke: Wie soll ein Solo Selbständiger, der nicht weiß, wie er die kommenden Rechnungen zahlen soll, auch noch mit vielen Euros in Vorleistung treten, um an die Hilfen zu gelangen?
Wie soll das gehen?
Das wiederum wurde in der Öffentlichkeit selbstverständlich nicht an die große Glocke gehängt! Doch offensichtlich war höchste Priorität der Bundesregierung, den Missbrauch zu verringern (verständlich!) und nicht eine praktikable Lösung zu finden, die die Hilfen dort ankommen lassen, wo sie dringend benötigt werden. Aber über diese Kleinigkeit wurde großzügig hinweggesehen. Und das ist das, was gewaltig stinkt und mir zeigt:
Wer diese Regeln macht, hat nicht die leistete Ahnung von Selbständigkeit!
Nun muss ein Altmaier oder Scholz auch nichts darüber wissen. Aber sie müssen sich von Personen beraten lassen, die aus der Praxis kommen und eben nicht von ihrem Angestellten-Elfenbeinturm aus hanebüchene Beantragungs-Kriterien entwickeln, die komplett an der Realität der Selbständigen vorbeigehen!
Jedem muss doch mittlerweile aufgefallen sein, wieviel Geld noch in den Hilfstöpfen liegt, obwohl die Not so immens groß ist!
Warum spricht niemand der Herren in der Öffentlichkeit genau über diesen krassen Misstand?
Wieso findet es keiner merkwürdig, dass kein oder nur ein verschwindend geringer Bruchteil der Hilfsgelder abgerufen wird? Von 25 Mrd. liegen dort immer noch 24 Mrd.! BINGO!
Immerhin sitzt jetzt auch Kulturministerin Monika Grütters am Kabinettstisch. Das ist nicht selbstverständlich! In der Vergangenheit war das nämlich nicht so. Vielleicht kann sie den Elfenbeinturm-Helden klar machen, wie es in der Praxis tatsächlich läuft. Die Hoffnung ist da – aber ehrlich: Mir fehlt die Zuversicht!
Doch die Stimmen der Solo Selbständigen werden immer lauter und verzweifelter!
Ich merke es ja am eigenen Leib: Mein Mann ist Künstler und verdient unsere Brötchen mit Kunst und Kultur. Wir versuchen uns durch die Monate zu hangeln, mit Fleiß und Unterstützung der Familie. Wir wollen keine Almosen.
Wenn einem jedoch die Grundlage verwehrt wird, die eigene Existenz zu sichern und es dann einem aber gleichzeitig fast unmöglich gemacht wird, an groß beworbene Hilfen zu kommen, dann ist der Punkt erreicht, wo das Verständnis aufhört und der Unmut Überhand gewinnt.
Die Regierung MUSS diesen eklatanten Missstand aufheben!
Es gibt Lösungen, die sind praxisnah, man muss sie nur annehmen. Wenn hier nichts passiert, dann unterstelle ich Böswilligkeit und Methode. Methode, dass sich niemand der Damen und Herren in Berlin wirklich darum schert, was aus uns wird. Und dass es nur um das Ansehen der jeweiligen Damen und Herren geht. Ich möchte nicht so denken, doch die Praxis zeigt mir leider (bisher) nicht, dass ich falsch liege.
Ich bin ein friedliebender Mensch. Aber wenn wir hier zugrunde gehen, nur weil sich niemand dort oben dazu bequemt, die wahren Nöte der Betroffenen ernst zu nehmen und zu erkennen, dann bleibt nur noch der Gang auf die Straße.
Maria Kelzenberg – Betroffene –