Denkst Du noch oder zweifelst Du schon?
Gerade in der aktuellen Krise habe ich das Gefühl, dass der Zweifel sich einen großen Platz in meinen Gedanken erobert. Der Zweifel an sich kann gut sein. Wird er allerdings zu sehr in Anspruch genommen, kann es einen auch ganz schön fertig machen. Es ist dann wie bei diesem Spiel, welches wir gerne als Kinder gespielt haben: Plötzlich hört die Musik auf zu spielen, und jeder muss still stehen. Wie eingefroren. Genau dieses Gefühl habe ich zur Zeit. Nicht nur bei mir, sondern bei der gesamten Welt. Die Welt scheint wie eingefroren. Es geht weder vor noch zurück. Gefangen im Virusmodus. Nichts geht mehr. Und da wir zum Stillstand gezwungen sind, wird der Zweifel nach und nach dein ständiger Begleiter.
Je länger die Krise dauert, desto größer werden die Zweifel. Du versuchst dich vor den ganzen schlechten Nachrichten wegzugucken. Dich nicht von jeder Meldung treffen zu lassen, die Deine Zweifel weiter schüren. Zweifel, wie es weitergehen wird. Zweifel, ob wir mit kleineren Blessuren davon kommen, oder ob diese doch weitaus größer ausfallen werden. Zweifel, wie das Leben nach der Krise aussehen wird. Der Zweifel kann in normalen Situationen durchaus dein Freund sein. Er kann Dir helfen, bei wichtigen Entscheidungen noch einmal inne zu halten und das Ganz zu überdenken. Das ist positiver Zweifel.
In der Krise allerdings, wird er schnell zum Hemmnis. Denn der Zweifel bringt in diesem Fall wenig neue Erkenntnis. Er schürt stattdessen dieses Unvermögen, einen klaren Gedanken zu fassen und diesem zu folgen. Der Zweifel zieht Deine gesamten Gedanken in Zweifel. Gehst Du gedanklich einen Millimeter vor, kommt er bereits um die Ecke, um Dich wieder Deines Platzes zu verweisen. Nach dem Motto: „Wie kannst Du an die Zukunft denken, wo doch die gesamte Welt am Abgrund steht“. Zweifle lieber. An allem und jedem.“ Das nervt und blockiert. Leider ist der Zweifel kein Kleidungsstück, dass man einfach ablegen kann, wenn man es nicht mehr mag.
Der Zweifel lebt verborgen in Deinen Gedanken. In normalen Zeiten hältst Du in ganz gut in Schach. Ab und zu schafft er es zwar, sich bemerkbar zu machen, doch schaffst Du es früher oder später, durch entsprechendes Handeln, ihn wieder in seine Ecke zu verweisen. So lässt er Dich in Ruhe. Jetzt aber, ist er ziemlich penetrant. Der Zweifel hat jetzt einen Lauf. Er ist DER Taktgeber in deiner jetzigen Situation. Mir gefällt das ganz und garnicht. Und doch hab ich leider zur Zeit nicht wirklich einen richtigen Einfluss auf ihn. Zwar versuche ich den Zweifel auszutricksen, aber das gelingt mir nur mäßig.
Ganz leise klingt es in meinem Innern. Ich versuche wegzuhören, aber die Stimme des Zweifels ist nicht abzustellen. Es wäre schön, hätte ich einen Regler den ich einfach runterdrehen könnte, um den Zweifel auf stumm zu schalten. Ich habe auch das Gefühl, je mehr Raum sich dieser Zweifel in meinem Hirn erobert, desto größer wird er. Wie bei diesem Hörbuch: Füttere den weißen Wolf und nicht den schwarzen, der als Synonym für den Zweifel steht. Je mehr Futter mein Zweifel, in Form von Desaster Nachrichten erhält, desto mächtiger wird er. Will ich das? Nein, das will ich nicht. Und deshalb schreibe ich auch darüber, damit mein Zweifel nicht unkontrolliert durch mein Innerstes flattern und Schaden anrichten kann. Ich hab gemerkt, dass ich zwar keinen Regler habe, um ihn stumm zu schalten. Ich kann ihm allerdings das Futter verweigern. Sprich: Ich höre einfach auf, ihn mit Unmengen an Desaster Nachrichten zu füttern, so dass er zumindest nicht größer werden kann. Wohl dosiert, hole ich mir die derzeitigen Nachrichten.
Ich hab mir quasi eine Nachrichtendiät verpasst. Nein, nicht mir, sondern meinen schwarzen Wolf. Der hat in den letzten Wochen mehr als genug zu Fressen bekommen. Es reicht. Jetzt kommt die Diät. Und mit der Nachrichtendiät ist auch wieder mehr Platz für andere Gedanken. Zum Beispiel, wie schön es ist, sich Dingen zu widmen, für die sonst im Alltag keine Zeit ist. Es fällt schwer, solche Gedanken zu zulassen, denn die Krise ist ja nicht weg. Und die Auswirkungen sind furchtbar, aber was nützt es, sich das immer wieder vor Augen zu halten? Nichts! Es zieht einen nur gewaltig runter und man ist – wie bei diesem Kinderspiel – wie erstarrt.
Und das kann nicht die Lösung sein. Der Weg ist der, dass ich meine Zuversicht mehr füttere und meine Zweifel aushungern lasse. Das gelingt mir nicht jeden Tag, aber jeden Tag ein wenig besser. Lasst eueren schwarzen Wolf nicht zum Monster werden lassen durch die täglichen Horrormeldungen. Dosiert die Nachrichten auf ein Minimum. Nutzt den Rest der gewonnen Zeit für schöne Dinge, gute Dinge die euren weißen Wolf richtig schön groß werden lassen. Er wird es euch danken, in dem er euch mehr Freude und Zuversicht schenkt. Und beides brauchen wir in diesen schwierigen Zeiten besonders.
Eure Marielosophie