Was jetzt?

Ostern ist vorbei und die die ganze Welt hofft auf baldige Lockerungen des Shutdown. Expertenmeinungen werden eingeholt, ganze Gremien aus den unterschiedlichsten Disziplinen diskutieren über die Art und Weise, wie wir einen langsamen Wiedereinstieg in das normale Leben hinbekommen, ohne Gefahr zu laufen, eine zweite Infektionswelle auszulösen. Es ist eine Gratwanderung. Und ich möchte gerade nicht in der Haut von Angela Merkel stecken und auch nicht in denen der Länderchefs, die letztendlich diese Entscheidung früher oder später treffen müssen.

Wir haben von der versprochenen Bundeshilfe immer noch keinen Cent gesehen. Zum Glück war die Landeshilfe nach 4 Tagen da. Aber das Geld ist für Mietzahlung und die sonstigen fixen Kosten, die unbeirrt auch in Zeiten von Corona weiterlaufen, längst aufgebraucht. Jetzt brauchen wir unbedingt möglichst ASAP die Bundeshilfe, sonst könnte es haarig werden. Es ist schwer, in diesen Zeiten einen kühlen Kopf zu behalten. Gerade für Selbständige wird es dieser Tage immer wieder deutlich, dass wir uns auf Messers Schneide bewegen. Ich möchte an eine gute Zukunft denken, an die Zukunft, wie sie vor Corona für uns ausgesehen hat. Mit gut laufendem Atelier und der Aussicht, mit tollen Ideen das Atelier zu einer festen kulturellen Institution zu etablieren. Es waren schöne Aussichten, spannende.

Doch jetzt ist alles ungewiss. Zumindest, was die Zukunft betrifft. Nachwievor sind wir zuversichtlich. Aber es ist nicht einfach, die Ruhe zu bewahren, wenn alles um einen herum im Corona Chaos versinkt. Aber was ist die Alternative? Die kann nicht sein, düster und hoffnungslos nach vorne zu schauen. Und doch bemerke ich oft eine leise Stimme in mir, die versucht, mich auf schlechte Zeiten vorzubereiten. Die anderen Möglichkeiten mit in Betracht ziehen. Habe ich gestern gehört. Im DLF. Dort wurde der Historiker Bazon Brock interviewt. Dieser Mann glaubt keineswegs, dass sich nach der Krise grundlegend etwas ändern wird. Vor allem sagt er, dass es unser größter Fehler in der Vergangenheit war, dass wir das Eintreten von anderen Möglichkeiten in unsere Entscheidungsfindung nicht mit berücksichtigt haben Und das ist mehr als fahrlässig.

Wir beziehen in der Regel in unsere Entscheidungsfindung nur die Möglichkeiten ein, die wir uns für unsere Zukunft vorstellen können. Die anderen Möglichkeiten, vor denen wir uns in der Zukunft eigentlich schützen wollen, werden gar nicht berücksichtigt. So hätten wir uns in dieser Krise von Anfang an besser auch auf eine Zukunft vorbereitet, die eben genau jetzt eingetreten ist: Nämlich zuwenig Schutzbekleidung, zu wenig Masken. Zu wenig Intensivbetten (in Italien) zu haben. Hätten wir vor dem  Ausbruch der Krise auch an diese Möglichkeit gedacht, wären genügend Schutzmasken und Schutzkleidung für Ärzte und Pfleger herangeschafft worden. Stattdessen wurden kostbare Wochen damit verschwendet, das Virus zu verharmlosen und auf eine Zukunft zu hoffen, in der ja alles nicht so schlimm wird. Und genau das ist der Fehler, der sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. 

Ich fand diese Ausführungen mehr als erhellend, und dazu passt auch der Spruch (von dem ich leider nicht weiß, von wem er stammt): 

Auf das Beste hoffen und auf das Schlimmste vorbereitet sein. 

Vorbereitet sein! Genau das ist es. Und man kann nur vorbereitet sein, wenn man auch die anderen Möglichkeiten berücksichtigt, die eintreten könnten! Nur wenn man alle Möglichkeiten in seine Entscheidungsfindung mit einbezieht, ist man vorbereitet. Alles andere ist nur Augenwischerei. Vom Guten auszugehen, aber auf das Schlimmste gefasst sein, das ist die wahre Kunst der Entscheidung. Und die Bundesregierung sollte sich auf jeden Fall in den nächsten Tagen auch um die Szenarien kümmern, die gedanklich und psychologisch nicht populär sind, dennoch aber eintreten könnten und darauf ihre Entscheidung für das weitere Vorgehen aufbauen.

Nur wenn man auch das schlimmste Szenario berücksichtigt, wird man nicht überrascht und hat eine Chance die Geschicke so zu lenken, dass die Zukunft dabei herauskommt, die man sich wünscht. Nur mit dem Schlimmsten im Gepäck, kann man dem Guten begegnen. Alles andere, ist nicht mehr als Wunschdenken und hat mit der Realität nichts zu tun.

Hoffen wir auf das Beste und denken auch an das Schlimmste, dann sind wir vor Überraschungen gefeit.

Eure Marielosophie

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